Ökonomische Entwicklung - Theorie und Politik
September 6 - 9, 2015 Muenster
Local Organization: Theresia Theurl
Core Conference: Michèle Tertilt
Open Meeting: Peter Egger
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Eine Bilder-Galerie zur VfS-Jahrestagung 2015 in Münster finden Sie auf der Konferenzhomepage.
Die Vorträge aus der Offenen Tagung 2015 in Münster können nun auf EconStor heruntergeladen werden.
Kerntagung:
Deutschland gibt jährlich ca. 10 Milliarden Euro (fast ein halbes Prozent des Bruttosozialprodukts) für Entwicklungshilfe aus. Weltweit werden etwas mehr als 150 Milliarden Euro pro Jahr für Entwicklungshilfe eingesetzt. Trotzdem leben weiterhin viele Menschen in bitterer Armut. Die sogenannte „bottom Billion“ lebt von weniger als einem Euro pro Tag. Täglich sterben etwa 8.500 Kinder weltweit an Hunger. Mehr als 35 Länder haben ein Pro Kopf Einkommen von unter 1.000 Euro pro Jahr, das ist weniger als 3% des deutschen pro Kopf Einkommens. Um diesen Menschen effektiv zu helfen, ist es eminent herauszufinden, welche Art von Entwicklungshilfe die effektivste ist. Was bringen technische Hilfeleistungen und wie wirken sich Hilfestellungen auf makroökonomischer Ebene aus, etwa beim Aufbau von Institutionen? Ebenso wichtig wie der Blick auf die Hilfeleistenden ist auch die Frage, welche Strategien die Entwicklungsländer selbst verfolgen sollten, um nachhaltige Wachstumspfade zu erreichen.
Neben etablierten Methoden ländervergleichender Analyse und historischer Analogien setzen jüngere Forschungen vermehrt auch Feldversuche ein, um effektive Strategien der Armutsbekämpfung zu identifizieren, etwa in den Bereichen von Bildung, Gesundheit und Korruptionsbekämpfung. Da auf makroökonomischer Ebene Feldexperimente nicht durchführbar sind und sich durch einfache ländervergleichende Daten keine Kausalität nachweisen lässt, greift die neuere Forschung zudem verstärkt auf quantitative Modelle zurück. Anhand von kalibrierten Modellen werden dabei Erfolgsmechanismen analysiert und quantifiziert.
Es ist uns gelungen, auf diesem spannenden Forschungsgebiet international herausragende Wissenschaftler mit Erfahrungen auf unterschiedlichen Ebenen der Entwicklungsökonomie als Referenten zu gewinnen. In ihren Vorträgen werden sie Entwicklungshilfe aus verschiedensten Blickwinkeln analysieren:
Pascaline Dupas (Stanford University) widmet sich insbesondere dem Thema Gesundheit. Sie untersucht in Feldexperimenten, wie man Gesundheitsprobleme in Entwicklungsländern am besten lösen kann. Sie erforscht unter anderem, wie man Menschen dazu bringen kann, selber mehr in ihre Gesundheitsvorsorge zu investieren, aber auch wie man das Gesundheitssystem im Allgemeinen verbessern kann.
Oriana Bandiera (London School of Economics) befasst sich in ihrer Forschung insbesondere mit den Anreizen im öffentlichen Sektor. Ein funktionierender öffentlicher Sektor ist eine wichtige Voraussetzung für den Aufbau von Humankapital (z.B. durch Schulen) und physischem Kapital (z.B. durch ein funktionierendes Justizsystem). Bandiera untersucht anhand von Feldexperimenten, inwieweit die Anreize von einzelnen Akteuren im öffentlichen Sektor (z.B. von Lehrern, Finanzbeamten und Ärzten) hier eine Rolle spielen.
Fabrizio Zilibotti (Universität Zürich) untersucht als Makroökonom die Geheimnisse des Wachstumserfolgs in China. Bis in die 1970er Jahre war China ein äußerst armes Land. Der Reformprozess seit Anfang der 1980er Jahre hat China auf einen beeindruckenden Wachstumskurs befördert. In der ersten Dekade der 2000er Jahre konnte China ein durchschnittliches Wachstum von 9% pro Jahr vorweisen. Zilibotti analysiert die Gründe für die Armut Chinas bis in die 70er, die Erfolgsfaktoren des schnellen Wachstums und gibt eine Ausblick auf die Zukunft: welche Faktoren werden wichtig sein, um den Erfolgskurs langfristig halten zu können?
Auch Matthias Doepke (Northwestern University) bietet eine makroökonomische Perspektive. Er beschäftigt sich mit der Rolle von Humankapital im Entwicklungsprozess. Eine wichtige Frage ist, wie genau Ideen generiert werden und letztlich zu Wachstum führen. Doepke benutzt theoretische Modelle um diesen Mechanismen auf den Grund zu gehen. Hierbei beleuchtet er Humankapital aus den verschiedensten Blickwinkeln: die Weitergabe von Wissen von Meister zu Lehrling, die Rolle der Eltern in der Humankapitalakkumulation ihrer Kinder, und die Rolle des Staates durch öffentliche Bildung. Anhand der historischen Entwicklung Europas identifiziert Doepke Erfolgsstrategien die für heutige Entwicklungsländer relevant sein dürften.
Ferner findet eine Diskussionsrunde über die Herausforderungen der Entwicklungshilfe mit wichtigen Vertretern aus der Forschung und Praxis statt. Oriana Bandiera (London School of Economics), Robin Burgess (London School of Economics), Dirk Guenther (Deutsche Welthungerhilfe e.V.), Stephan Klasen (Universität Göttingen) und Dr. Norbert Kloppenburg (Vorstandsmitglied der Kreditanstalt für Wiederaufbau – KfW) haben ihre Teilnahme zugesagt.
Offene Tagung:
Referate und Organized Sessions zur Offenen Tagung können aus allen Arbeitsgebieten der Wirtschaftswissenschaften eingereicht werden.
Die Einreichungen werden von anonymen Gutachtern bewertet und daraufhin von der Vorbereitungskommission ausgewählt. Mit einer Entscheidung der Kommission kann bis zum 15. Mai 2015 gerechnet werden. Voraussetzung für das Halten eines Vortrags auf der Jahrestagung ist die Mitgliedschaft im Verein für Socialpolitik. Diese kann ggf. nach Annahme des Beitrags beantragt werden.
Angenommene Beiträge werden in der Online-Publikationsdatenbank EconStor der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft) veröffentlicht. Eine anderweitige Veröffentlichung durch den Verein für Socialpolitik ist nicht vorgesehen.
Vorbereitungskommission der Offenen Tagung 2015:
Peter Egger (ETH Zürich), Vorsitzender
Jörg Breitung (Universität zu Köln)
Hartmut Egger (Universität Bayreuth)
Katja Michaelowa (Universität Zürich)
Gernot Müller (Universität Bonn)
Horst Raff (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)
Nadine Riedel (Ruhr-Universität Bochum)
Gernot Sieg (Westfälische Wilhelms-Universität Münster)
Andrea Weber (Universität Mannheim)
Rainer Winkelmann (Universität Zürich)
Conny Wunsch (Universität Basel)
Olaf W. Reimann (Berlin), Organisation
Konferenz-Programm:
Hier können Sie das Programmheft herunterladen.
Presse-Spiegel:
- Flirt mit der Realität, Börsen-Zeitung vom 12. September 2015
- Unter Beobachtung, Süddeutsche Zeitung vom 10. September 2015
- Ist Ungleichheit ein Scheinproblem?, Handelsblatt vom 10. September 2015
- Emotionen werden vernachlässigt, Handelsblatt vom 10. September 2015
- Ungleichheit ist ein gehyptes Problem, FAZ vom 10. September 2015
- Vom längeren Leben zum höheren Wohlstand - und: Der Wert des Nicht-Wissens, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. September 2015
- Ruf nach Chancengleichhait, Börsen-Zeitung vom 10. September 2015
- Zwei Welten, Süddeutsche Zeitung vom 09. September 2015
- Justus Haucap ... mag Forschung und St. Pauli, RP-Online vom 09. September 2015
- Erbschaften festigen ungleiche Vermögensverteilung, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 09. September 2015
- Wie bei St. Pauli und Bayern München, Der Freitag vom 09. September 2015
- Der Ehrliche ist (nicht) der Dumme, Börsen-Zeitung vom 09. September 2015
- Monotheismus in der Ökonomie, Neue Zürcher Zeitung vom 08. September 2015
- Die Mathematisierung weckt falsche Erwartungen, Neue Zürcher Zeitung vom 08. September 2015
- Münster - Das Mekka der Ökonomen, Handelsblatt vom 08. September 2015
- Es geht darum, dass es den Menschen besser geht, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 08. September 2015
- Immobilienmarkt genauer unter die Lupe nehmen, Die Presse vom 08. September 2015
- Ökonomenpreise für Haucap und Sunde, Börsen-Zeitung vom 08. September 2015
- Nationale Notenbanken auflösen, Börsen-Zeitung vom 08. September 2015
- Frühes Glück, Süddeutsche Zeitung vom 07. September 2015
- Das Rätsel der Entwicklung, Neue Zürcher Zeitung vom 07. September 2015
- In der Männerwelt, Süddeutsche Zeitung vom 06. September 2015
- Was kommt?, Süddeutsche Zeitung vom 04. September 2015
- Artikel in der Börsen-Zeitung vom 04. September 2015
- Geldüberweisung hilft wenig, epo.de (Entwicklungspolitik Online) vom 03. September 2015